Hat Otto Mühl die Katzen von Manfred Deix gefüttert?

(Warum das Nirwana in der Katzenstreu wohnt und wie Charles Darwin im Gemeindebau mit den Tauben turtelt.)

In aller Bescheidenheit gebe ich hiermit bekannt, dass ich ein ganz besonderes künstlerisches Talent besitze: Ich kann Gummibärchen nach Farben sortieren. Natürlich nur tagsüber, denn in der Nacht sind ja alle Gummibärchen grau. Wie bitte? Das beeindruckt niemanden und keiner würde Eintritt zahlen für mein Gelatine-Mysterien-Theater?
Gut, ich erhöhe auf ZWEI Packerln Gummibärchen, leg’ noch ein Sackerl M & M’ s drauf, und während ich mit der rechten Hand, also kraft meiner linken, ordnungsliebenden Gehirnhälfte, akribische Farbhäufchen mache, werde ich mit der andern Hand (wohlgemerkt: mit bloßen Fingern) ein Nutella-Brot im Stil des abstrakten Expressionismus schmieren und wer-de die aufwühlende Haselnusscreme-Performance wohl „Agonie der Haselnüsse“ nennen.
Als Zugabe, weil ich eben ein Multitalent bin, mit ungeahnten Begabungen, klemme ich mir die Barbie meiner Kindheit zwischen die Zähne wie einen Kauknochen und knabbere schöp-ferisch und mit großem dentalem Engagement auf ihrem Sexappeal herum, woraus das Opus „Strenger Ken“ resultieren wird. Aber dann kommt das Unglaublichste. Ich bin nämlich in der Lage, ein Katzenklo in einen Zen-Garten umzugestalten. Jeder Katzenbedürfnisbehälter mit dekorativ zerwühlter Katzenstreu ist ein Unikat. Preis auf Anfrage. Auf Wunsch verwandle ich sogar eine Portion KATZENFUTTER in Zen („Whiskas-Meditation mit drei Sorten Geflügel“). Oder wahlweise in ein Happening („Panik in der Konservenbüchse“, „Epileptischer Anfall eines Truthahns mit zartem Gemüse und saftigen Kalbsstückchen“ oder schlicht: „Hysterische Pastete“ – spektakulärer, als würde Otto Mühl die Katzen von Manfred Deix füttern).
Wieso lachen Sie mich jetzt aus? Sie sind echt gemein. Nur weil ich nicht schnurre, nachdem ich über pralle, mollige Fauteuils hergefallen bin und die häusliche Gemütlichkeit und Sitzromantik, die sich in trügerischer Sicherheit wähnte wie die Schafe, aufgeschlitzt habe im totalen Schaumstoffrausch (ein „Work in Progress“, weil ich mich immer über Monate in die Weichteile und Eingeweide der Wohnzimmersessel verbeiße). Und nur weil ich mich nicht mit Katzenminze dope, wenn ich ans Werk gehe, die Polstermöbel zu zerfetzen wie eine Löwin eine Antilope und wenn ich aus den Tapeten voll geile sogenannte Decollagen mache wie der Mimmo Rotella, der halt aus WERBEPLAKATEN kunstvoll Stückerln herausfetzt. Ja, und weil ich mit einem DOSENÖFFNER umgehen kann. Auch deshalb nimmt mich kein Kurator und kein Galerist ernst. Weil ich nicht so herzig hilflos bin wie die Katzen, die ja schon eine Dose „Whiskas“ überfordert, die sie nicht ohne fremde Hilfe (ohne Hilfe eines Homo sapiens) überwältigen und ausweiden können.
Hieße ich Söckchen oder Flöckchen, dann würden die Schöngeister vor meinem Klo Schlange stehen und verzückt hineinstaunen in meine Katzenstreu, die ich sensibel mit meinen Krallen zurechtgeharkt habe wie einen japanischen Sandgarten. (Katzen TUN so was. Die sind wahre Ästheten, wo andere bloß profan „verrichten“.) Oh ja. Und die Kunstsammler würden näch-tens bei mir einbrechen lassen, um mir meine Toilette zu klauen, die bald so viel wert sein würde wie die Saliera von Benvenuto Cellini. Denn Katzenkunstgesellschaften scheint es wirklich zu geben und Sammler und Katzenkunstkritiker ebenso und Retrospektiven von berühmten Katzenkünstlern (die alles machen vom Action-Painting, über „Krallen- und Beißarbeiten“, bis hin zu liebevoll grausamen Installationen mit toten Mäusen – und Gummibärchen sortiert auch einer).
Verdammt. Die zerfledderte Taube mit dem abgerissenen Kopf, die unlängst im Hof von meinem Gemeindebau gelegen ist, hätte ich behalten sollen. Womöglich war das ein Aktionsrelikt. Von einer Katzenperformance, die ich versäumt hab’ und die wahrscheinlich den Titel trug: „Wie man der toten Taube das Leben erklärt.“ Oder: „Charles Darwin unterrichtet einen Vogel in natürlicher Auslese.“

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